Der Edelhof
Der Edelhof Ricklingen ist die einzige nahezu geschlossen erhaltene Gutsanlage in Hannover. Die wichtigsten Gebäude des denkmalgeschützten Ensembles mit der Adresse „Am Edelhofe“ in Hannover Ricklingen sind die Edelhofkapelle und das dreigeschössige Herrenhaus.
Die Geschichte des Edelhofes ist eng mit der Geschichte der Familie von Alten verbunden. Die von Altens wurden zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit den Ländereien in Ricklingen belehnt. Seit 1336 war die Familie bis ins 21. Jahrhundert dauerhaft mit dem Edelhof in Ricklingen verbunden, sieht man von einer etwa 100 jährigen Bewirtschaftungspause, bedingt durch die wirtschaftlichen Turbulenzen durch den 30jährigen Krieg im 17. und 18. Jahrhundert, ab.
Die Kapelle
Um 1340 errichtete die Familie von Alten die Kapelle auf dem Gelände des Edelhofes. Die Edelhofkapelle ist damit eine der ältesten Kirchen Hannovers. Ihr Mauerwerk besteht aus Kalkbruchsteinen des Lindener Bergs, aus denen auch die hannoversche Stadtmauer errichtet wurde. Viele Jahrhunderte diente die Edelhofkapelle den Ricklingern als Kirche bis 1888 die nahe gelegene Michaeliskirche eingeweiht wurde. Im Oktober 1943 wurde die Edelhofkapelle durch einen Bombenangriff schwer beschädigt. Das sofortige Eingreifen der Familie v. Alten verhinderte noch größere Schäden. Erst Anfang der 1960er Jahre konnte die Edelhofkapelle durch eine Initiative Ricklinger Bürger und der Familie v. Alten bzw. v. der Osten restauriert werden.
Seit der Einweihung am 1. Mai 1966 nach der Restaurierung steht die Edelhofkapelle den Ricklingern wieder zur Verfügung. Sie ist besonders beliebt für Hochzeiten, Taufen und andere besondere Gottesdienste.
Das Herrenhaus
Das Herrenhaus wurde etwa 1720, vor rund 300 Jahren, auf den Fundamenten und den Kellergewölben des mittelalterlichen Vorgängerbaues errichtet. Man kann davon ausgehen, dass die prächtige Blutbuche hinter dem Haus etwa so alt ist wie das Haus. Es war ein Brauch in der Nähe neugebauter Häuser einen besonderen Baum zu pflanzen. Die Seilzugluke und die Luftgauben im Dachgeschoss des Gutshauses deuten daraufhin, dass es als Wohn- und Wirtschafsgebäude für einen großen landwirtschaftlichen Betrieb gebaut wurde. Seine heutige Gestalt erhielt das Haus im Jahre 1904 durch einen Anbau, der Gutshaus und Wirtschaftsgebäude miteinander verband. Heute befinden sich in dem Haus mehrere Wohnungen und das Büro der Stiftung.
Gut Ricklingen
Im Jahr 1764 konnte Henning Ludwig von Alten das „frei-adelige Gut Ricklingen mit allen Rechten und Gerechtigkeiten […] für 19000 Thaler Louisdors“ von dem Grafen Georg von Schlitz, genannt von Görtz für seine Familie zurück erwerben.
In der weiteren Erbfolge war es vor allem Friedrich Curd von Alten (1822–1894), der den Edelhof prägte. Er war Oberkammerherr im Großherzogtum Oldenburg und baute mit viel Liebe und dem architektonischen und gärtnerischen Stilempfinden der damaligen Zeit den Edelhof für sich und seine Familie zum sommerlichen Landsitz aus. Nach und nach wurden die bis an das Gutshaus reichenden Wiesen und Weiden der Ricklinger Vormarsch zum Park.
Der Edelhofpark
Die Beeke, die heute den etwa 7 ha großen Park im Osten begrenzt, floss damals noch mitten hindurch. Vor allem entlang des Weges an der südlichen Parkgrenze, lassen sich verschiedene große Bäume aus dieser Zeit bewundern: Roteichen aus Amerika (erkennbar an den spitzen Blättern), Stileichen, Buchen und Kastanien. Die Streuobstwiese mit vielen verschiedenen alten Apfelsorten wurde nach dem Krieg aus einer Parkwiese, um Äpfel auf den Tisch zu bekommen. Die kugelförmig wachsende sehr seltene Süntelbuche in der Mitte der großen Wiese ist jünger und wurde vor etwa 30 Jahren von Friedrich Curds Ururenkel Victor Jürgen v. der Osten gepflanzt. So ist der Edelhofpark ein Ort lebendiger Geschichte. Heute ist der Edelhofpark ein Gartendenkmal. Die Stiftung Edelhof Ricklingen öffnet die Parktore regelmäßig für Kulturveranstaltungen.
Die Verwaltung des Edelhofs
Der letzte „Ahnherr“ auf dem Edelhof war Hans-Bruno von Alten. Nach seinem Tod (1956) übernahm 1956 dessen Witwe Martha (1884–1975) die Verwaltung des Edelhofes, unterstützt von ihrer Tochter Sibylle von der Osten (1915–1999). Schließlich nahm 1978 ihr Sohn Victor Jürgen von der Osten die Besitznachfolge des Hofes an. Er arbeitete Zeit seines Lebens daran, die Hofanlage zu erhalten und zu verschönern. So sorgte er dafür, dass sich die Neubauten auf der Westseite des Hofes in Größe und Gestaltung gut in den, durch alte Fachwerkbauten geprägten Kontext auf dem Hof einpassen. Diese Gebäude wurden in den 1990er Jahren anstelle eines Ochsenstalles errichtet, der 1943 durch Bomben zerstört wurde.
V. J. v. der Osten ist die 1994 gegründete „Stiftung Edelhof Ricklingen, V. J. v. der Osten“ zu verdanken, die heute den Edelhof verwaltet.